Mittwoch, 15. Januar 2014

Rezension zu "Dorothee Ade: Kelten selbst erleben! Kleidung, Spiel und Speisen - selbst gemacht und ausprobiert"

Kompetentes Buch über das Alltagsleben der Kelten

Die Autoren sind Archäologen oder Ähnliches und Mitglieder der Gruppe "Carnyx", die das keltische Brauchtum pflegt.

Im Buch wird erklärt, was keltische Frauen und Männer an Kleidung, Schmuck und Waffen getragen haben, was sie aßen, womit sie sich die Zeit vertrieben und welche Rituale sie hatten.

Die Stärken des Buches liegen in der fachkundigen Vorstellung, was man über das Alltagsleben der Kelten aus der jeweiligen Epoche (Hallstatt, Laténe) weiß - und auch was man nicht weiß. Die Anleitungen zum Nachbau verschiedener keltischer Gegenstände und Kleidungsstücke sind zwar teilweise detailliert beschrieben, aber wenig bebildert, sodass, bis auf die Kochrezepte, kaum etwas allein anhand dieser Beschreibungen nachgemacht werden könnte. So hätte ich gern ein Band nach keltischem Muster gewebt, wie ich es schon einmal auf einer Keltenausstellung gesehen hatte, war aber durch die Erläuterung mehr verwirrt als angeleitet.

FAZIT: Informatives Buch über das Leben der Kelten, dessen praktischer Teil schwer umsetzbar ist.


4 von 5 Sternen

Rezension zu "Andreas Kieling: Ein deutscher Wandersommer - 1400 Kilometer durch unsere wilde Heimat"

Natur, Tiere und Menschen erleben entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze

Ich interessiere mich weder besonders für die Natur, Tiere oder das Wandern. Warum ich das Buch gelesen habe? Weil mich der Mensch Andreas Kieling interessiert hat. Vor Jahren habe ich im Fernsehen für meinen Sohn eine Naturdokumentation über Bären aufgezeichnet und überraschenderweise immer wieder begeistert angeschaut, solange bis die Videokassette ihren Geist aufgab. Der Filmer damals war Andreas Kieling.

Von Andreas Kieling erfährt man in diesem Buch eine Menge: Davon, dass er über 50 Jahre alt ist, in Gotha geboren wurde, eine nicht gerade einfache Jugend hatte, über die Donau nach Österreich flüchtete und dabei angeschlossen wurde, mal Förster war usw... Die Wanderung an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze erinnerte ihn an diese Vergangenheit.

Man erfährt, wie es ist, mit einem Hund eine solche Wanderung zu unternehmen. Kenntnisreich erläutert er Naturbesonderheiten wie der Rhumequelle, der 3. größten Süßwasserquelle Europas, oder erzählt vom Brocken, den wohl schon jeder berühmte deutsche Dichter bestiegen hat, und von Tieren, die in dem erwanderten Streifen leben, wie die wiederangesiedelten Luchse oder worin sich Rehe und Hirsche unterscheiden. Mir haben an dem Buch besonders seine Begegnungen mit anderen Menschen gefallen, die er sehr persönlich schildert und so manch einer dieser Menschen wie die Försterin Grit mit ihrem "zahmen" Wildschwein möchte man gerne kennenlernen.

Das Buch ist kein Wanderführer, der Ratschläge gibt, welche Routen man wählen sollte, wo man gut und günstig übernachten könnte oder welche Gasthäuser sich zum einkehren lohnen.

Fazit: Ein interessantes Buch über die Tierwelt, die Menschen und die Natur entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze aus Sicht von Andreas Kieling.


4 von 5 Sternen

Rezension zu "David McRaney: Ich denke, also irre ich - Wie unser Gehirn uns jeden Tag täuscht"

Wer andere Bücher in dieser Richtung gelesen hat, ...

... erfährt nicht viel Neues, trotzdem hat mir das Buch gefallen.

McRaney erläutert 48 Trugschlüsse, denen unser Gehirn immer wieder unterliegt: von der selbsterfüllenden Prophezeiung über die Markentreue bis zum weniger bekannten Attributionsfehler. Der Autor schreibt verständlich und belegt den meisten Denkfehler mit einschlägigen Studien und Literatur. Gut finde ich, dass er jedem Kapitel den jeweiligen Irrglauben und die jeweilige Wahrheit voranstellt. Das gibt einen Überblick, der anderen oft Büchern fehlt.

Neu war mir zum Beispiel der Normalitätsbias, bei dem Menschen trotz Warnungen reale Gefahren wie einen Hurrikan ignorieren und sich nicht in Sicherheit bringen, in der Annahme, dass es schon nicht so schlimm werden wird. Nicht so bewusst war mir auch die Katharsis: Man hält den Ärger wach, wenn man ihn raus lässt, indem zum Beispiel man auf einen Sandsack schlägt. Studien stellten fest, dass man sich dann erst recht rächen will.

Fazit: Das Buch beschreibt gut verständlich häufige Denkfehler von uns Menschen, es fehlt mir aber ein bisschen der Humor und die sprachliche Brillanz eines Rolf Dobelli.

4 von 5 Sternen




Rezension zu "Steven D. Levitt, Stephen J. Dubner: Superfreakonomics - Nichts ist so wie es scheint"

Amüsante Fortsetzung von Freakonomics

Die Autoren laden wie im ersten Band ein, die Welt aus Sicht der Ökonomen zu betrachten. Sie wenden ökonomische Methoden wie Statistik auf alltägliche Probleme oder Situationen an oder berichten von solchen Untersuchungen.

Zum Inhalt:

Einleitung - Hier wird erläutert, was Freakonomics überhaupt ist und wird zum Beispiel geklärt, ob es für einen Betrunkenen gefährlicher ist zu Fuß nach Hause zu gehen oder mit dem Auto zu fahren.

Kapitel 1 widmet sich den Frauen: Es wird unter anderem geklärt, was wirklich für das Einkommensgefälle zwischen Männern und Frauen verantwortlich ist, oder ob es sich lohnt als Prostituierte einen Zuhälter zu haben.

In Kapitel 2 werden unterschiedliche Aspekte von Geburt und Tod erörtert, zum Beispiel wann der schlechteste Monat ist, um ein Baby zu bekommen oder was für Möglichkeiten es gibt, den Tod hinauszuzögern.

Kapitel 3 - Hier wird gezeigt, dass die Leute weder so gut noch so schlecht sind, wie wir denken. Ein Fall von unterlassener Hilfeleistung wird genauer betrachtet und analysiert in welchen Fällen Menschen großzügig sind.

Kapitel 4 - In diesem Kapitel werden scheinbar unlösbare Probleme auf überraschende Weise gelöst. Genannt wird hier u.a. Ignatz Semmelweis, der herausfand, warum so viele Frauen im Kindbett starben.

Kapitel 5 - Hier werden ungewöhnliche Vorschläge zur Reduktion der globalen Klimaerwärmung gemacht.

Fazit: Das Buch ist ansprechend geschrieben und unterhaltsam zu lesen, wenngleich der Leser wohl wenig für sein Leben lernen kann. Höchstens das eine vielleicht - dass es manchmal gut ist, eine Sache aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
 
4 von 5 Sternen