Der vierzehnjährige Max Berger ist ein gefeierter Popstar, für den auch Natascha, die Tochter des russischen Mafiabosses Sergej Smirnow, schwärmt. Als Lars Brandner, der Chef einer Polizei-Sondereinheit, mitbekommt, dass der Russe den jungen Star als Geburtstagsüberraschung für seine Tochter engagieren will, erpresst Brandner den immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geratenden Max dazu, ihn in Smirnows Villa einzuschleusen. Der Polizist will sich als Max‘ Manager ausgeben und bei dieser Gelegenheit Beweismaterial gegen den Mafiaboss sammeln. Doch Smirnow verweigert Brandner den Zutritt zu seinem Anwesen und Max ist auf sich allein gestellt.
Leseprobe:
Max wartete schon eine ganze Weile allein im Verhörzimmer der Polizei. Wie lange konnte er nicht sagen, da er keine Uhr trug. Nur fahles Licht fiel durch das kleine Nordfenster, das den Blick auf einen betonierten Innenhof freigab, und ließ die kahlen weißen Wände des Raumes grau wirken. Es roch nach abgestandener Luft, war kühl und er fröstelte ein wenig in seinem T-Shirt und der kurzen Hose, während er sich umschaute. An der Wand rechts neben ihm war ein großer Spiegel eingelassen, vermutlich halbtransparent und er fragte sich, ob er gerade von der anderen Seite beobachtet wurde. In der Mitte des kargen Zimmers stand ein weißer Tisch mit einem Computer und zwei anthrazitfarbenen Stühlen.
Auf einem der Stühle saß er und streckte seine langen, sehnigen Beine aus. Sonst war er immer gleich vor Ort oder im Büro eines Polizisten befragt worden. Warum nicht heute? Max rieb sich die Hände. Sie waren voller Schweiß, den er hastig an seinen Jeans abwischte. Warum kam denn niemand? Er fuhr sich durch seine in alle Richtungen stehenden, kurzen strohblonden Haare und begann nervös mit den Fingern seiner rechten Hand an seinem silbernen Ohrstecker zu spielen.
Er hörte ein Geräusch von draußen. Die Tür öffnete sich und ein großer, etwa dreißigjähriger Mann mit blondem Bürstenhaarschnitt trat ein. Ein normaler Polizist schien er nicht zu sein, denn er trug keine Uniform. Unter seinem blauen T-Shirt und der Jeans zeichneten sich seine Muskeln ab. Der Typ war wirklich durchtrainiert und verengte durch seine Anwesenheit irgendwie den Raum. Max hätte ihn bewundern können, wäre da nicht dessen kühler Blick gewesen, der Max‘ blaugraue Augen förmlich durchbohrte, seit der Mann sich ihm gegenübergesetzt hatte. Max schluckte und fröstelte nicht mehr nur vor Kälte. Mit diesem Kerl war sicher nicht gut Kirschen essen. Was wollte der von ihm? Warum sagte der nichts? Max rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Die Minuten vergingen, doch der Mann sprach noch immer nicht. Schließlich hielt es Max nicht mehr aus.
„Warum befragen Sie mich nicht?“
Schweigen.
„Warum sagen Sie nichts?“
Immer noch Schweigen.
„Verdammt, was ist?“ Max schrie fast.
Der Mann räusperte sich: „Du steckst ganz schön in der Tinte.“
...
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